Internet-Flirtportale
Was sind das für Menschen, die ihr Liebesglück im World Wide Web suchen?
Eigentlich tun wir ja immer recht aufgeklärt. Kennt nicht jeder jemanden, der
die große Liebe im Netz gefunden hat oder sind es doch nur die hoffnungslosen
Fälle, die sich bei Tageslicht nicht vor die Tür und in Clubs nicht das Ansprechen trauen?
Alle Recherchen (und das nicht nur im Netz) haben ergeben, dass es eine wachsende Gemeinde von Menschen gibt, die sich ernsthaft bei eDarling, Elitepartner oder wie sie auch alle heißen, anmelden und ebenso ernsthafte Absichten damit verfolgen. Aber was ist mit uns? Der gemeine Berliner, zwischen 24 und 38, irgendwie zugehörig zur kreativen Szene, der sich an den Wochenenden ausschließlich auf Partys und gesellschaftlichen Happenings, im Urlaub mit sportlich aktiven Freunden und auch sonst unter der Woche in Mitte und Friedrichshain Etablissements (ich meine natürlich Restaurants und Bars und ja, natürlich auch im Wedding) rumtreibt? Hält das Internet auch unsere Traummänner bereit? Melden sich solch vermeintlich unnahbare, lässige Typen vielleicht wirklich bei Flirtportalen an, weil sie ernsthaft mit dem Gedanken spielen eine feste Beziehung einzugehen, aber all die Frauen da draußen auf den Partys und Open Airs, in den Bars und Restaurants entweder vergeben sind oder unabhängig sein wollen, weil eine feste Beziehung einfach gerade zeitlich nicht passt? Natürlich soll das auch umgekehrt gelten, aber da ich den Selbstversuch mache und bekanntermaßen eine Frau bin, formuliere ich es so. Ach ja, ich bin der Meinung, dass es sie nicht gibt. Die wirklich guten Männer. Im Netz, versteht sich. Vielleicht werde ich vom Gegenteil überzeugt, aber ich bin äußerst misstrauisch.
Tag 1
Tag 1 gestaltete sich als ziemlich anstregend. Was die nicht alles wissen wollen. Ich mache unter anderem den Beziehungstest, der mich zusammengefasst als unterdrückte Frau beschreibt, die keine emotionale Nähe mit ihrem Partner aufbauen will und der ein respektvoller Umgang mit sich nicht wichtig ist.
"xxxxx schätzt es, wenn ihr Partner sie fordert und seine eigene Meinung vertritt. Er muss nicht besonders rücksichtsvoll oder einfühlsam sein." - Ja, ich mag es verprügelt zu werden...
Ich bin online. 2 Stunden später finde ich E-Mails wie "Na Süße? Wie
wär's mit uns beiden? :-)" in meinem Postfach. Ähh? Nein!!!! oder
"... Lust auf einen Flirt im Chat?" wie alt sind wir hier denn und
sollte es einem nicht wenigstens zwei ordentlich zusammenhängende Sätze wert
sein, seine potenzielle Ehefrau anzusprechen? Mir wird klar, wie naiv ich an die
Sache rangehe und habe mehr als schnell ein großes innerliches
Schamgefühl.
Innerhalb der ersten 24 Stunden wollen mich übrigens 47 Personen treffen.
Ah ja, hätten das mal 47 Personen in den letzten zwei Jahren gewollt! Wieder
ein großes "NEIN". Vergleichen wir es mit dem
"Anstupsen" bei Facebook.. Ich denke dem muss ich nichts hinzufügen.
Tag 2
Ein Bekannter hat mich getroffen. Den kenne ich auch noch über meinen
Exfreund. Ich vermute in Erklärungsnöte zu gelangen.
Ich fange bereits an ein
schlechtes Gewissen den einsamen Herzen gegenüber zu entwickeln, die mir
E-Mails oder nennen wir es Satzfetzen schreiben (manche strengen sich aber auch
wirklich an) ich aber nicht antworte, weil und, und jetzt wird
es wirklich oberflächlich, ein Schmusebärchen030 nicht wirklich mein Typ ist.
Aber die Hoffnung gebe
ich noch nicht auf, nicht am zweiten Tag!